Die ersten Wochen in der Kita sind aufregend. Nicht nur für das Kind, sondern für die ganze Familie. Wie gelingt es, dass der neue Familienalltag gut funktioniert? Nathalie Klüver, dreifache Mutter und Autorin verrät, wie das entspannt gelingen kann. Auf in den Tag: Das Kind ist gut betreut in der Kita, die Eltern können sich […]
Eingewöhnung in die Krippe mit einem Stillkind – wie geht das?
Bald geht es in die Kita! Aber was, wenn das Kleinkind noch gestillt wird? Wie kann dann die Eingewöhnung gut gelingen? Das berichtet unsere Gastautorin Nathalie Klüver aus Elternsicht – und pädagogische Fachberatung und kinderzimmer-Eingewöhnungsexpertin Olga Reis ergänzt mit wichtigen Tipps.
Die Stillzeit ist eine innige Zeit. Nathalie Klüver, Mutter von drei Kindern kann sich noch sehr gut erinnern, dass sie sich vor dem Start in die Krippengruppe viele Gedanken zum Thema Kita und Stillen machte. Der Bericht der Mutter: „Ich habe meine drei Kinder alle lange gestillt und als sie mit gut einem Jahr in die Krippe eingewöhnt wurden, bekamen sie immer noch mehrmals täglich die Brust. Was hab ich mir – besonders beim ersten Kind – vor der Eingewöhnung den Kopf zerbrochen, wie die Eingewöhnung funktionieren soll! Mein Sohn ließ sich, damals 14 Monate alt, eigentlich nur durch mich beruhigen. Und beruhigen, das bedeutete oftmals: an die Brust legen und stillen. Einen Schnuller verschmähte er.
Keine Angst vor dem Krippenstart mit Stillkind
Wie sollte er sich von den Erzieherinnen und Erziehern beruhigen lassen? Und wie sollte das klappen, das Hinlegen zum Mittagsschlaf? Ich gebe es zu: Ich hatte etwas Angst vor dem Krippenstart und viele rieten mir, mein Kind vor der Eingewöhnung abzustillen. Und was soll ich sagen? Es klappte bei uns ohne Abstillen.
Mittagsschlaf in der Krippe ohne Einschlafstillen
Auch mit dem Mittagsschlaf ohne Einschlafstillen klappte es bei uns übrigens wie von Zauberhand – meine Sorgen waren ganz unbegründet. Meine Kinder waren von den aufregenden Vormittagsstunden in der Krippe und den vielen neuen Eindrücken so müde, dass sie ganz von alleine einschliefen, sobald sie ins Bettchen gelegt worden sind. Gestillt habe ich sie übrigens alle noch weitere zwei Jahre nach dem Krippenstart, unsere Stillbeziehung nahm durch den Kindergarten keinen Schaden.”
Stillkinder in der Kita – aus Sicht der pädagogischen Fachkraft
Die vielen Fragen und Sorgen von stillenden Müttern kennt Olga Reis, pädagogische Fachberaterin und staatliche anerkannte Erzieherin in der Kita kinderzimmer. „Am besten ist es, mit der neuen Bezugsperson oder auch der Kitaleitung schon beim ersten Kennenlerngespräch über das Thema Stillen zu sprechen,” erklärt sie. „Es kommt sehr auf das Alter der Kinder an. Die meisten Kinder sind älter als ein Jahr, wenn sie die Krippengruppen besuchen. Bei jüngeren Kindern ist es wichtig, dass sie abgepumpte Milch oder Formulanahrung kennen. Ab dem Beikostalter können die Kinder ernährungstechnisch auch ohne Muttermilch auskommen“, sagt Olga Reis. Wird ein älteres Kind gestillt, ginge es ja weniger um Nahrungsaufnahme, sondern mehr ein gewohntes Ritual. „Oft möchten Mutter und Kind um das erste Lebensjahr herum weniger stillen. Das ist auch in Ordnung. Genau diese beiden bestimmen das. Aber es ist nicht gut, wenn zwei große Veränderungen gleichzeitig anstehen.”
Trost und Nähe finden – auch ohne Stillen
Zur Stillbeziehung gehören zwei, signalisiert das Kind kein großes Interesse mehr an der Milchmahlzeit – was oft um den ersten Geburtstag passiert – ist der Übergang nicht schwierig. Möchte die Mutter abstillen, ist das idealerweise ein Prozess, der sich über mehrere Wochen hinzieht und vor dem Kitastart abgeschlossen sein soll. Die Umstellung braucht Zeit, durch schrittweises Abstillen, bei dem nach und nach die Milchmahlzeiten ersetzt werden, verringert sich die Milchbildung. Ersetzt wird das Stillen – je nach Altern – durch abgepumpte Milch oder Pre-Nahrung aus der Flasche und Beikost.
Stillen ist für Kinder auch Nähe und Trostbringer. „Es spricht nichts gegen das Stillen, wenn das Kind trotzdem schon gelernt hat, auch ohne die Mutter Zeit zu verbringen, “ sagt Olga Reis. „Wenn ein kleiner Mensch nur dann einschlafen kann, wenn er dabei bei der Mama an der Brust ist oder nur dadurch getröstet werden kann, dann ist das in der Kita-Eingewöhnung extrem schwierig. Deswegen helfen wir Eltern dabei, sich vorher Gedanken zu machen. Wie tröstet der Papa? Was macht Oma? Vor dem Start in der Kita sollte das Kind schon unterschiedliche Wege kennen, zum Trost und auch Nähe zu finden.”
Gelingt das gut, kann ein Kind auch trotz Besuch der Kita weiter gestillt werden. „Wenn wir von Kindern ab einem Jahr sprechen, dann ist es gut möglich, dass die Mutter zu Hause die Brust anbietet, für einige Mütter und Kinder passt das gut. Sollte es aber sein, dass das Kind dann gerade in der Nacht zu oft noch gestillt werden möchte, gibt es viele andere Wege, Nähe und Geborgenheit zu bieten. Da ist jedes Kind anders und sicher können die pädagogischen Fachkräfte vor Ort, die ja das Kind auch immer besser kennen lernen, konkrete Tipps geben. Auch in der Kinderarztpraxis oder bei der Hebamme gibt es sonst Unterstützung,” weiß Olga Reis.
Stillkinder im kinderzimmer
Wie funktioniert der Kitaalltag für Kinder, die noch gestillt werden? Auch hier kann die Expertin beruhigen: „In der Kita ist es wahrscheinlich viel unproblematischer, als Eltern denken. Hier in der Kindergruppe mit der neuen Bezugsperson ist so vieles neu. Das Kind lernt neue Rituale, hat so viele neue Erfahrungen und es lernt auch andere Formen von Trost und Selbstwirksamkeit. Stillen? Prima, das gibt es zuhause bei Mama in der gewohnten Umgebung. Hier in der Kita kinderzimmer findet es neue Wege. „Das Kleinkind verbindet das Stillen mit seiner Mutter. Und es lernt so auch ein neues Einschlafverhalten: bei Mama werde ich gestillt und hier legt sich die Fachkraft neben mich und ich kann mich ankuscheln. Das Kind lernt Selbstwirksamkeit mit liebevoller Unterstützung.”
Und wenn der Bedarf auch aus ernährungsergänzenden Gründen wichtig ist? Für die ganz Kleinen kann auch abgepumpte Muttermilch mit in die Kindertagesstätte gegeben werden. „Auch hier finden wir immer eine gute Lösung. Jedes Kind ist anders und auch für jedes Stillkind finden die pädagogischen Fachkräfte gemeinsam mit den Eltern einen guten Weg und eine gute Lösung.”
Zur Autorin:
Nathalie Klüver ist Journalistin und Mutter von drei Kindern. Sie lebt und arbeitet in Lübeck. In ihrem Buch „Afterwork Familie – Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst” hat sie Tipps zusammengefasst, wie der Familienalltag zwischen Beruf und Kindergarten entspannter von der Hand geht und stressfrei gestaltet werden kann.