Diese Frage stellen sich Kinder meistens nicht. Für sie ist es total normal, dass Milch aus der Packung, Spinat aus der Tiefkühltruhe und das Mittagessen aus dem Topf von Mama oder Papa kommt. Aber auch wir Erwachsenen machen uns oft wenig Gedanken darüber, woher die Lebensmittel und Zutaten kommen, die wir jeden Tag zu uns nehmen.
Hauptsache, es schmeckt?
Lecker ist lustig!
Text: Lesley Ann-Jahn | Foto: Marc Huth
Und das ist auch gut so. Aber beim Essen wollen wir trotzdem kurz zur Ruhe kommen. Wenn wir im kinderzimmer unsere Mahlzeiten einnehmen, gibt es ein paar Rituale, die uns am Herzen liegen. Das wichtigste: Gegessen wird immer gemeinsam.
Bäh! Würg! Iiiiih, Spinat! Kinder reden ja selten um den heißen Brei, wenn es darum geht, die Kochkünste ihrer Eltern zu bewerten – oder gleich komplett zu verweigern. Als Elternteil ist man bei der Vermittlung der Tischmanieren oft ratlos: Womit soll man strenger sein, womit lockerer? Ist mit den Händen essen okay, und wenn nicht, ab wann darf oder soll mit Besteck gegessen werden? Wir wissen, dass gemeinsames Essen das soziale Miteinander fördert, dass Kinder in die Entstehungsprozesse von Essen, aber auch einen verantwortungsbewussten Umgang mit Essen und Abfallvermeidung einbezogen werden müssen. Deshalb haben wir im kinderzimmer konkrete Rituale – „Iss Deinen Teller leer“ gehört allerdings nicht dazu.
Vor jeder Mahlzeit, ob Frühstück oder Mittagessen, waschen unsere Kinder ihre Hände, das hat nicht nur mit Hygiene, sondern auch mit Achtung des eigenen Körpers zu tun. Dann gehen sie gemeinsam ins Restaurant, wo sie selbst entscheiden, was sie essen, und auch, wie viel. Das Essen tut sich jeder selbst auf. Wenn ein Kind mal nur Kartoffeln möchte und den Spinat weglässt, ist das okay.
Wir möchten die Entscheidungsfreiheit und den damit verbundenen Aufbau von Selbstwirksamkeit und Partizipation fördern. Die Kinder bekommen so ein Gefühl dafür, wie viel Hunger sie haben und was ihr Körper benötigt. Und sie lernen auch, auf ihre Spielpartner zu achten und zu warten, bis alle etwas zu essen haben. Bevor dann gemeinsam gegessen wird, nehmen wir uns an die Hand und wünschen uns einen guten Appetit. Wichtig ist uns: Es herrscht kein Esszwang! Wenn ein Kind nichts essen möchte, ist das auch in Ordnung.
Wir vermeiden, dass Ernährung mit Zwang und Strenge in Verbindung gebracht wird.
Während des Essens wird bei uns kein Spielzeug mit an den Tisch genommen, damit sich die Kinder auf den Geschmack des Essens konzentrieren können und es wertschätzen. Wir bieten ihnen schon früh Besteck an und nutzen Teller oder Brettchen. Die Kinder entscheiden bei uns aber immer selbst, ob sie das Besteck nutzen oder lieber mit den Fingern essen – denn auch der haptische Umgang mit Essen hilft ihnen, das Essen zu genießen und eine gesunde Beziehung zum Thema Ernährung aufzubauen. Mit dem Älterwerden kommt der Wunsch nach Besteck ganz schnell von selbst. Und spätestens im Elementarbereich sieht man niemanden mehr mit den Fingern essen.
Wir finden: Gemeinsam ist es immer noch am leckersten. Deshalb essen wir stets zusammen, die Kinder warten mit dem Aufstehen, bis alle an ihrem Tisch fertig sind. Anschließend bringt jedes Kind selbst seinen Teller zum Geschirrwagen. Die Größeren helfen dann beim Abwischen der Tische und Fegen des Bodens. Danach waschen sich alle zusammen Gesicht und Hände und putzen sich die Zähne.