Sport ist definitiv gut für Kinder. Es ist nämlich allgemein bekannt, dass unsere Kinder positiv von körperlicher Betätigung beeinflusst werden. Aber nicht nur physisch entwickeln sich sportliche Kinder besser als unsportliche. Teamsport kann zum Beispiel einen großen Beitrag beim Erwerb sozialer Kompetenzen leisten und das eigene Selbstbewusstsein fördern. Doch wie sieht das bei Babys aus? Und kann man auch zu früh im Leben mit Sport beginnen? Wenn Du Dir diese Fragen auch schon gestellt hast, dann bist Du hier genau richtig.
Warum macht mein Kind so viel kaputt?
Text: Ulla Arens | Foto: I Like Birds
1. Forscherdrang
Was kann man damit machen?
Der Küchenschrank ist leer geräumt, jetzt ist Mamas Notebook dran! Zielstrebig nähert sich der Zweijährige dem Gerät – in der Hand einen Euro, den er auf dem Schreibtisch gefunden hat. Ob die Münze in den Schlitz passt?
Ja, passt! Neugier ist der Antriebsmotor von Kleinkindern. Ihr innerer Forschungsauftrag lautet: die ganze Welt „begreifen“. Alles wird untersucht, nichts ist vor ihnen sicher. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala: die Sachen von Mama und Papa. Das wäre ja nicht weiter schlimm, doch leider geht manches Experiment daneben. Angesichts reparaturbedürftiger Notebooks und ins Waschbecken entleerter Parfümflaschen wird die Toleranz von uns Eltern auf eine harte Probe gestellt. Wir möchten platzen – und sollten doch geduldig sein. Schließlich machen unsere Kinder nichts aus böser Absicht kaputt.
Und: Woher sollen sie wissen, dass das Parfüm ein Geschenk zum Hochzeitstag war und auf dem Notebook die Arbeit von Wochen liegt? Um Verluste möglichst gering zu halten, hilft nur eines: alles aus dem Weg räumen, was einem lieb und teuer ist! Bei Audioboxen, TV oder Mobiltelefonen funktioniert das nicht immer. Da ist Konsequenz gefragt: Nähert sich der kleine Forscher den blinkenden Knöpfen des Fernsehers, hilft nur ein deutliches „Stopp!“. Nützt auch das nichts, entfernt man ihn besser aus der Gefahrenzone. Mit etwas Geschick lässt er sich ablenken – schließlich sind richtige Entdecker offen für neue Abenteuer.
2. Trotz und Wut
Ich will das aber! Ich bin stinksauer!
„Nein“, sagt Mama, „jetzt gibt es keine Lyoner mehr.“ „Nein“, sagt Papa, „Du kannst jetzt nicht mehr spielen, wir müssen los.“ „Nein“ scheint sogar das blöde Duplomännchen zu sagen: Es will sich einfach nicht auf dem Turm befestigen lassen, dauernd fällt es runter!
Jetzt reicht’s: Wütend pfeffert das Kind Klötze und Duplomännchen in Richtung Glasvitrine, um sich dann schreiend auf den Boden zu werfen. Ständig setzt die Realität einem Kleinkind Grenzen. So viele Neins zu verkraften ist verdammt schwer! Mit seinem Trotzanfall drückt das Kind seine Verzweiflung aus. Aber auch Eltern können in dieser Situation verzweifeln. Dennoch – möglichst Ruhe bewahren und konsequent bleiben.
Nach dem Anfall braucht das Kleine eine Extraration Liebe, damit klar ist: Ich bin weiterhin Mamas und Papas Schnuckelbär! Eine Lizenz zum Zerstören haben Trotzköpfe natürlich nicht. Das lernen sie, wenn sie die Klötze und Duplomännchen nach der Attacke wieder einsammeln und aufräumen müssen oder wenn das Spielzeug sogar für eine Weile ganz verschwindet. Je weniger Freiraum ein Kind bekommt, desto mehr Anlässe für Trotzattacken wird es geben. Deshalb lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob wirklich jedes Nein zwingend notwendig ist. Manchmal ist es sinnvoller zu vertrösten, das Kind geschickt abzulenken, einen Kompromiss zu suchen – diese Strategien lassen Tränen versiegen und verhindern, dass Kinder sich in Trotzreaktionen flüchten.
3. Überforderung
So geschickt bin ich doch gar nicht!
Der Tisch ist gedeckt. Fehlt nur noch die Milchtüte. Puh, ist die glitschig. Und schwer! Viel schwerer als gedacht. Keine Chance – mit einem dumpfen Plopp zerplatzt die Tüte. Natürlich auf dem empfindlichen Teppichboden. Ob die Flecken jemals rausgehen? Mama ist fassungslos. Das Kind auch: Der kleine Helfer hatte sich etwas vorgenommen und ist gescheitert. Das tut ganz schön weh. Jetzt braucht der Pechvogel vor allem Trost – der Teppich muss warten, auch wenn die Milch eintrocknet.
Unfälle wie dieser passieren Kleinkindern häufig, denn sie neigen dazu, ihr Können zu überschätzen. Da hilft nur genaues Beobachten: Was geht bereits, was nicht? Vielleicht kann das Kind die Milchtüte noch nicht tragen, den Brotkorb dagegen serviert der kleine Kellner ohne Mühe. Wichtig: das Kind niemals entmutigen! Bemerkungen wie „Das geht schief“ oder „Das schaffst Du nicht“ sind tabu.
4. Nachahmung
Das kann ich so gut wie die Großen, oder?
So viel können wie Papa, so geschickt sein wie Mama: den Saft einschenken, den Einkaufswagen schieben, den Schlüssel ins Schloss stecken! Kleine Kinder wollen den Eltern nacheifern und ihnen helfen. Das bringt sie in ihrer Entwicklung vorwärts. Aber macht Eltern nicht immer glücklich. Zum Beispiel dann nicht, wenn der Dreijährige mit Mamas Unterwäsche das Bad putzt. Erst an ihrem spitzen Schrei erkennt er, dass er etwas falsch gemacht hat. Was, weiß er nicht. Denn noch kann er ein Seidenhöschen nicht von einem Putzlappen unterscheiden.
Auch wenn Sie toben und schreien möchten: Besser ist es, gute Miene zu machen, zwei Lappen zu holen und dem Kleinen zu zeigen, wie man putzt. Wahrscheinlich macht die Aktion Spaß, der Ärger vergeht. Außerdem lohnt es sich, den Nachahmungstrieb der Kinder zu fördern. Wenn Kinder mithelfen, lernen sie automatisch, Dinge zu respektieren. Das schont langfristig das häusliche Inventar.
5. Falsches Spielzeug
Das ist doch einfach nur doof!
Nie mehr „Muh“! Das schreckliche Plastikteil mit den Tiergeräuschen ist hin. Hundertmal die Kuhtaste gedrückt, dann war der Reiz des Spielzeugs verflogen. Ob man was anderes damit machen kann? In der Badewanne schwimmen lassen vielleicht? „Gott sei Dank, endlich kaputt“, denkt die Mutter und wirft das nasse Gerät erleichtert in die Restmülltonne. Nicht erfreut ist sie dagegen, als die teure Sprechpuppe ihren Geist aufgibt. Dabei konnte die Tochter nichts dafür – sie war mit der Technik einfach überfordert.
Kleinkinder brauchen altersgerechtes Spielzeug, das die Fantasie anregt und robust ist. Dann kann man ihnen auch Vorsicht beibringen. Versucht der Zweijährige zu testen, welche Fallhöhe der Bagger aushält, muss er wissen: Geht das gute Stück kaputt, gibt’s kein neues. Manche Zimmer sind so überfüllt, dass die Kleinen gar nicht anders können, als über Matchboxautos und Legoschienen zu stolpern. Das Angebot ist zu groß, Kinder lernen nicht mehr, sich längere Zeit mit einem Spielzeug zu beschäftigen. Ihnen fehlt die Konzentration, um herauszufinden: Wie funktioniert das richtig? Kein Wunder also, wenn öfter mal etwas zu Bruch geht.
6. Aufmerksamkeit suchen
Achtung, ich bin auch noch da
Warum dreht sich Mama nicht um? Ich habe sie doch schon einige Male gerufen. Sie soll endlich meine selbst gebaute Eisenbahn angucken. Die ist so toll! Aber Mama lässt sich von ihrer Arbeit nicht ablenken. Ein Ruck an der Zimmerpalme, und das Blatt ist ab. Jetzt muss Mama gucken, schließlich ist Blattabreißen streng verboten!
Für kleine Kinder ist Aufmerksamkeit so wichtig wie Essen und Trinken. Bekommen sie zu wenig davon, protestieren sie. Wenn ein Kind sogar Schimpfe in Kauf nimmt, um Zuwendung zu bekommen, ist allergrößter Mamabedarf angesagt. Spätestens jetzt sollte sie alles stehen und liegen lassen und die Bahn gebührend bewundern.
Dieser Text von der Autorin Ulla Arens erschien zuerst in der Rubrik „Kleinkind“ auf www.eltern.de. Er wurde für das kiziPendium redaktionell bearbeitet.