Hilfe, mein Kind weint in der Kita. - Kita kinderzimmer Hamburg

Hilfe, mein Kind weint in der Kita.

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Warum Kinder weinen.



Kein Elternteil sieht sein Kind gerne weinen. Jeder von uns würde den Schmerz sofort auf sich nehmen – wenn doch nur das Kind dann wieder lacht. Nur funktioniert das nicht. Und das hat seinen Grund. Denn Tränen haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Weinen hilft Kindern, ihre Emotionen auszudrücken. Mit den kleinen Tränchen lösen sich auch Stress und Anspannung. Weinen befreit. Und das ist gut! Natürlich bedeutet das nicht, dass Sie Ihr Kind stundenlang heulen lassen sollen. Zeigen Sie Verständnis für seine Emotionen. Ihr Kind wird sich schon besser fühlen, wenn es sich verstanden fühlt. Und Ihnen hilft es, wenn Sie verstehen, dass Sie den Tränen etwas Positives abgewinnen können. Sie sind die Begleiterscheinung einer Entwicklung. Wieder was geschafft!

Sag nicht „Sei nicht traurig.“
Sag lieber. „Ich verstehe, dass Du traurig bist.“

Tränen bei der Eingewöhnung.

Tränen bei der Eingewöhnung sind das normalste der Welt. Es grenzt an ein Wunder, sollte bei einem Kind die Eingewöhnung einmal ganz ohne feuchte Augen ablaufen. Aber zunächst einmal: Wie läuft eine gute Eingewöhnung im Idealfall eigentlich ab? Wichtig ist, dass sich Ihre Kita genug Zeit einräumt, es sollte nie mit Druck gearbeitet werden. Im Kinderzimmer arbeiten wir nach dem Berliner Modell, bei dem die Eingewöhnung in vier aufeinander aufbauenden Phasen abläuft. Dabei wird das Kind sehr langsam an die neue Situation gewöhnt, und die Bezugsperson ist in der ersten Woche komplett dabei, und wenn sie aus dem Raum geht, dann nur kurz. Warum? Diese ungewohnte und stressvolle Zeit sieht sich das Kind am besten mit einer vertrauten Person an. Sollte Ihr Kind in der ersten Phase weinen, folgen Sie einem Instinkt und tun, was Sie in diesem Moment mit Sicherheit tun möchten: Sie nehmen Ihr Kind auf den Arm und trösten es. Mit der Zeit werden die Phasen, in denen sich Ihr Kind von Ihnen trennen lässt, wachsen. Es dauert eben, um eine Beziehung zu einer zunächst völlig unbekannten Person aufzubauen. Weinen hat in der Eingewöhnungsphase aber auch noch einen praktischen Vorteil: Es führt dazu, dass sich die Erzieherin oder der Erzieher um das Kind kümmert. So bekommt sie oder er die Möglichkeit, die Gefühle des Kindes zu regulieren, und eine Bindung wird aufgebaut.

Mein Kind weint beim Abgeben.

Leichter gesagt als getan: Seien Sie entspannt. Wenn Sie entspannt sind, entspannt das auch Ihr Kind. Überlegen Sie sich, was Sie tun können, um möglichst gelassen in der Kita anzukommen. Vielleicht hilft es schon, den Wecker 30 Minuten früher zu stellen. Ein weiterer Tipp: Rituale. Überlegen Sie sich ein Abschiedsritual. Drei Hundeküsschen und einmal Ohren zupfen – oder ganz anders. Eine kurze Abschiedszeremonie, die nur Ihnen gehört.

Wichtig ist, dass Sie sich dann auch an dieses Ritual halten – und den Abschied nicht in die Länge ziehen. Kinder sind Meister darin, ihre Eltern zu manipulieren – natürlich unbewusst. Aber sobald sie spüren, dass sie Erfolg mit Weinen und Schreien haben, werden die Tränen zum Instrument. Am besten gelingt der Abschied, wenn er kurz und bestimmt ist.

Manchmal entwickeln Kinder jedoch irrationale Ängste. Zum Beispiel, dass Sie nicht wiederkommen. Dann ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind trotzdem in die Kita bringen. Nur so lernt es, seine Angst zu überwinden. Und vor allem: dass Sie wiederkommen. Immer.

Mein Kind weint beim Abholen.

Wenn Sie von der Arbeit kommen, sind Sie wahrscheinlich erschöpft. Ihrem Kind geht es nach einem Tag in der Kita ähnlich. Es könnte also sein, dass sich Ihr Kind einfach ausgepowert hat – und nun, da Sie in der Tür stehen, ist das wie ein Signal oder der erlösende Schlusspfiff nach einem Fußballspiel. Da Ihr Kind noch nicht gelernt hat, mit diesem Gemütszustand umzugehen, bricht es in Tränen aus. In diesem Fall tut Ruhe gut. Wie wäre es daheim mit Vorlesen oder einem Hörspiel?

Kinder wissen oft nicht, warum sie weinen. Darum können sie es Ihnen auch nicht sagen. Aber Ihr Kind hat nun viele Stunden ohne Sie verbracht, hat viel gelernt, gespielt, allerlei Reize und Eindrücke in sich aufgenommen. Und nun stehen Sie in der Tür – der wichtigste Mensch der Welt. Es ist jetzt einfach emotional überfordert. Da hilft nur: einmal ganz fest in den Arm nehmen. Nach so viel Bildung braucht es erst mal einen Block Bindung.

Noch ein Tipp fürs Abholen (auch wenn es im Alltag oft schwerfällt). Nehmen Sie sich auch für das Abholen Zeit. Fahren Sie 5 Minuten früher los als geplant. Ziehen Sie Ihre Jacke aus, wenn Sie die Kita betreten (man ist viel geduldiger, wenn man nicht anfängt zu schwitzen). Wenn Sie noch mit dem Erzieher oder der Erzieherin sprechen wollen – nehmen Sie Ihr Kind auf den Arm und lassen es miterzählen. Dann fühlt es sich ernst genommen.

Mein Kind weint nach der Kita zuhause.

Auch das kommt vor. Hierzu gibt es eine spannende Studie: Die Kinder, die tagsüber in die Kita gehen, quengeln abends mehr als die Kinder, die nicht in die Kita gehen. Die meisten Eltern denken dann: O nein, mein Kind fühlt sich vielleicht nicht wohl in der Kita. Doch diese Studie zeigt auch: Über den Tag gesehen quengeln beide gleich viel. Nur dass die „Kitakinder“ es abends rauslassen … Sie fordern damit mehr Nähe, wollen mehr kuscheln. Dem sollten Sie dann einfach entsprechen.

Mich plagt ein schlechtes Gewissen, wenn mein Kind weint.

Ganz ehrlich: Keiner, der sein Kind in eine Kita gibt, sollte ein schlechtes Gewissen haben. Weil es dafür keinen Grund gibt. Fremdbetreuung ist nichts Schlechtes. Im Gegenteil: Früher waren die Kinder auch nicht durchgehend bei den Eltern. Es gab schon immer ein großes Familiennetz, das sich unterstützt hat. Wie sagt man so schön: Es bedarf eines ganzen Dorfs, ein Kind großzuziehen. Dazu gehört nun eben auch die Kita. Aber es ist derzeit tief in der Gesellschaft verankert, dass man sein Kind nicht früh abgibt und auch noch in fremde Hände. Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel: Wir haben eine oder mehrere zusätzliche Bezugspersonen, die einen Platz im Leben unseres Kindes einnehmen – und das ist auch für das Kind wichtig.