Die ersten Türchen des Adventskalenders sind geöffnet und die Aufregung bei den Kindern wächst. Und auch die Anspannung bei ihren Eltern. Wie kann der Dezember ein wenig ruhiger und trotzdem so richtig schön werden?
Welche Rechte haben Kinder?
Kindergesetze – kinderleicht erklärt!
Text: Isabella Bigler
Vor fast drei Jahrzehnten trat die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen in Kraft, das weltweite Übereinkommen über die Rechte des Kindes. Der Kinderrechtskonvention, in der unter anderem die zehn Grundrechte für jedes Kind festgehalten werden, sind mehr Staaten beigetreten als jeder anderen Konvention. Eingehalten wird das Übereinkommen aber beileibe nicht überall.
Die Kinderrechtskonvention legt weltweite Standards für den besonderen Schutz von Kindern fest. Außer den USA haben sich alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, diese Kinderrechte zu achten. Warum Kinder eigene Rechte brauchen? Weil sie andere Bedürfnisse haben als Erwachsene. Na ja, teilweise zumindest. Das Recht auf Spiel und Erholung würde uns Erwachsenen bestimmt auch nicht schaden. Spezielle Rechte brauchen Kinder aber vor allem, weil sie diese noch nicht selbst einfordern und durchsetzen können und deshalb besonders schutzbedürftig sind. Mit dem Wissen um diese Rechte im Hinterkopf können wir unsere Kinder dahingehend erziehen und stärken. Die Konvention ist ein Gesetzestext mit 54 Artikeln. Sie finden den Text auch auf der Website des Bundesfamilienministeriums unter www.bmfsfj.de. Wir haben den viele Seiten langen Vertrag mal kinderleicht zusammengefasst. Für alle Leser, Erwachsene wie Kinder:
Wenn Du auf die Welt kommst, bekommst Du von Deinen Eltern, bei denen Du aufwächst, einen Namen. Da, wo Du wohnst, wird der aufgeschrieben, damit jeder Bescheid weiß. Gleichzeitig wirst Du auch Bürger oder Bürgerin eines Landes, das bedeutet, dass Du in diesem Land immer wohnen darfst. Staatsbürgerschaft heißt das. Meistens ist es das Land, in dem Du geboren wurdest, manchmal aber auch das Land, aus dem Dein Vater oder Deine Mutter kommt, wenn das ein anderes ist. Deinen leiblichen Vater und Deine leibliche Mutter darfst Du immer besuchen, auch wenn sie sich nicht um Dich kümmern können und Du vielleicht in einer anderen Familie aufwächst.
Wo wir schon beim Thema Familie sind: Natürlich musst Du eine Familie haben, das ist ganz besonders wichtig. Meistens sorgen Mama und Papa für Dich, und Dein Zuhause muss so sein, dass es Dir dort gut geht. Wenn sich Eltern nicht gut um ihre Kinder kümmern können, beschützt der Staat diese Kinder und hilft ihnen. Sie kommen dann vielleicht in eine neue Familie. Deine Eltern müssen dafür sorgen, dass Du alles bekommst, was Du brauchst, um gesund zu bleiben. Du musst immer ein Zuhause haben, in dem Du Dich wohlfühlen kannst. Du musst auch genug gesundes Essen und Trinken bekommen, Dich waschen und auf die Toilette gehen können. Deine Eltern und Ärzte müssen alles tun, was sie können, damit Du nicht krank wirst. Klar, irgendwann wird jeder mal krank, das können sie auch nicht verhindern. Dann müssen sie sich eben darum kümmern, dass Du schnell wieder gesund wirst. Alle Kinder sind gleich, und alle Kinder müssen gleich gut behandelt werden. Dabei ist es egal, woher Du kommst, wie Du aussiehst, ob Deine Eltern reich oder arm sind, woran Du glaubst oder welche Sprache Du sprichst. Das gilt genauso, wenn Du beeinträchtigt bist. Dann muss man sich ein bisschen anders um Dich kümmern, aber das macht keinen Unterschied aus. Jedes Kind ist gleich wichtig.
Du darfst immer frei sagen, was Du denkst und fühlst. Wenn Du darüber etwas sagen möchtest, müssen Erwachsene Dir zuhören. Du darfst allen von Deiner Meinung erzählen. Es ist ganz selbstverständlich, dass Du in die Schule gehen wirst, um dort Lesen, Schreiben und andere Sachen zu lernen. Die Schule soll so sein, dass Du gern dorthin gehst. Später, wenn Du mit der Schule fertig bist, darfst Du auch noch mehr lernen, nämlich die speziellen Sachen, die Du wissen musst, damit Du zur Arbeit gehen kannst. Aber Du musst auch genug freie Zeit haben, in der Du alles machen kannst, was Du gern machen willst, zum Beispiel spielen. Oder einfach ausruhen und gar nichts tun. Das kannst Du Dir immer selbst aussuchen. Manchmal möchten Deine Eltern, dass Du da auch etwas lernst, zum Beispiel wie man Musik macht oder Turnen. Aber das sollst Du nur machen, wenn Du es auch wirklich willst. Niemand darf bestimmen, was Du in Deiner freien Zeit machst.
Die „zehn Gebote“ – jedes Kind hat das Recht auf …
Wenn Du mal etwas nicht erzählen willst, vielleicht weil Du willst, dass es Dein Geheimnis ist, dann musst Du das auch nicht. Du kannst Dir aussuchen, welche Sachen Du jemandem erzählen oder zeigen möchtest und welche nicht. Auch Deine Eltern müssen das respektieren.
Niemand darf Dir wehtun. Es darf auch niemand Sachen zu Dir sagen, die wehtun oder Dir Angst machen. Wenn Du mal Angst hast oder glaubst, Du kannst irgendetwas nicht allein machen, dann dürfen Deine Eltern Dich nicht auslachen oder allein lassen, sondern sie müssen sich um Dich kümmern, bis Du Dich wieder gut fühlst. Einsperren darf Dich auch niemand. Und keiner darf Dich von Deinen Eltern trennen, außer wenn es Dir bei ihnen nicht gut geht. Überhaupt darf niemand Dir Schaden zufügen durch das, was er macht oder was er sagt. Wenn es Dir einmal nicht gefällt, wie Dich jemand behandelt, oder es Dir komisch vorkommt, dann erzähle das einem Erwachsenen, den Du magst, auch dann, wenn derjenige gesagt hat, dass Du es nicht erzählen darfst.
Man muss Kindern immer sofort helfen, wenn es ihnen sehr schlecht geht. Zum Beispiel wenn sie nichts zu essen haben und ganz arm sind, wenn jemand sie schlägt oder wenn sie in einem Land wohnen, in dem es Krieg gibt. Vor diesen Dingen müssen alle Kinder beschützt werden.
Alles klar? Auch für uns im kinderzimmer stehen die Rechte und Bedürfnisse Ihres Kindes ganz oben auf der Prioritätenliste. Dafür müssen wir uns gar nicht besonders anstrengen. Denn diese „zehn Gebote“ versteht wirklich jeder, und sie sind elementar wichtig. Sie gelten weltweit und selbstverständlich auch im kinderzimmer.